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Das Projekt „Imagine Earth“ ist eine Spiel-Produktion für PC und Xbox360, die in Eigeninitiative von Studenten ins Leben gerufen wurde: Zwei Informatiker und ein Design-Student haben sich anlässlich eines hochschulübergreifenden Seminars kennen gelernt und 2008 beschlossen, sich gemeinsam der Herausforderung des „Microsoft Imagine Cups“, eines weltweiten Entwickler-Contests für Studierende, zu stellen und in der Sparte „Game-Developement“ ein ökologisch orientiertes Simulations- bzw. Puzzle-Spiel in Echtzeit 3D-Grafik zu realisieren.
Dieses Joint-Venture höchst unterschiedlichen Know-Hows aus Gestaltung und Programmierung, erwies sich als so erfreulich produktiv, dass man tatsächlich als eines von sechs Teams zu den einwöchigen all inclusive Cup-Finals in Paris eingeladen wurde, auch wenn dieses – der Sparte sogenannter „Serious Games“ zugehörige – Spiel seinerzeit noch in einem zu frühen Entwicklungsstadium war. „Das Vorhaben, die Gefahren Globaler Erwärmung zu thematisieren und gleichzeitig ein motivierendes Gameplay zu liefern, war nichts geringeres, als die Komplexität eines gesamten Planeten und seines Ökosystems in ein kompaktes und packendes Spielprinzip zu transportieren.“, wie Jochen Isensee, Grafiker des Teams, zu berichten weiß.
Das Spielprinzip
Dem Spieler obliegt der Aufbau seiner Zivilisation auf einem Planeten, über den er wie in „Google Earth“ navigiert. Dabei errichtet er auf der Jagd nach Highscores Städte, Kraftwerke, Farmen und Fabriken, um sich in direkter Konsequenz mit den Folgen von Luft- und Bodenverschmutzung konfrontiert zu sehen. Auswege bieten hier einzig die Erforschung und Erschließung von Energieeffizienz, Schadstoff reduzierenden Maßnahmen und erneuerbaren Energiequellen. Ein verzwickter Balanceakt aus Expansion und Nachhaltigkeit beginnt und wohnt dem Spielkonzept so natürlich inne, dass es keines moralischen Zeigefingers oder sonstiger Didaktik bedarf, der Spieler kann sich am Schicksal verschiedener virtueller Planeten versuchen und muss sich mit den gegebenen Ressourcen arrangieren.
Die Arbeitsweise
Gestalterische Herausforderung war natürlich, alle Spielabläufe auf einem zentralen, überschaubaren und ansprechenden Interface darzustellen, was unweigerlich mit den Ansprüchen intuitiven Gamedesigns verknüpft ist. Das betrifft die Visualisierung der ökologischen Zusammenhänge in einer zugänglichen Dichte ebenso, wie die Entwicklung eines motivierenden Missions- und Bonus-Systems, um für langfristigen Spielspaß zu sorgen ohne dabei die spielerische Freiheit über das allernötigste hinaus einzuschränken.
Während die Arbeitsbereiche Grafik und Programmierung, obgleich sie optimaler Weise exakt ineinander greifen, klar getrennt bleiben, ist die Entwicklung der Spieldynamik ein gemeinschaftliches kreatives Anliegen der beiden Studenten von TU und HBK Braunschweig, die sich nach wie vor konsequent neben ihrem Studium der Weiterentwicklung dieses Spiels widmen. Jeder bringt neue Ideen und Impulse in diesen organischen Prozess ein, in Folge dessen verschiedene Evolutionsschübe zur wiederholten Optimierung oder gar kompletten Neustrukturierung nahezu aller Spiel- und Steuerungselemente führten.
Die tatsächliche Umsetzung der Spielideen in ein lauffähiges Programm geht auf Basis von Microsoft‘s XNA Framework vonstatten. Ursprünglich eine Anforderung für die Teilnahme am Imagine Cup, hat es sich als ein Werkzeug erwiesen mit dem „beeindruckend schnell neue Ideen gleichzeitig für PC und Xbox 360 umgesetzt werden können“, freut sich Martin Wahnschaffe als Programmierer des jetzigen Duos. Tatsächlich bietet es alle wesentlichen Grundfunktionalitäten, die ein Spiel benötigt. Darstellung von 2D und 3D Grafik inklusive der Nutzung von Grafikshadern für Wasserreflektionen und andere hübsche Effekte, Steuerung des Spiels über Tastatur, Maus und Gamepad, Audio- und Videoausgabe und eine sogenannte Content Pipeline, in der alle Medieninhalte des Spiels optimal verwaltet werden. Das Team konnte sich also voll und ganz auf die Entwicklung der tatsächlichen Spielinhalte konzentrieren und dabei jede Menge Ideen erproben.
Die Perspektive
Für dieses nachhaltige Engagement erhielten die Studenten motivierende Anerkennung durch die Verleihung des „Serious Game Awards 09“ für Imagine Earth als „Best Persuasive Game“. Die geschah im Rahmen der „Serious Games Conference“ auf der Cebit im Februar 2009 in Hannover. Wiederum war das Spiel nur in einem Beta-Stadium, was sich allerdings nun endlich ändern soll. Eine abschließende Release-Version ist für Ende des Jahres geplant. Nach einer ausgiebigen Testphase wird dann nach möglichen Distributionsplattformen Ausschau gehalten. Während die Xbox360 Version über die Konsolen-Hersteller eigene Online-Plattform, namens „Indie Games“ vertrieben wird, auf der Selfmade-Entwickler ihre Kreationen anbieten können, wird für die PC Variante über einen Vertrieb via Download Plattformen à la „Steam“ oder „Gamesload“ nachgedacht. Alternativ wird auch über Ideen zur Vermarktung nachgedacht, wie zum Beispiel über Umweltverbände mit anteiligem Spendencharakter oder die Publizierung als ansprechendes, für die Problematik begeisterndes Lernspiel und den Einsatz in Schulen, Ideen also, die sich auf erfreuliche Weise mit der Intention dieses Spiels decken würden.